MACHT HEIMAT, Draiflessen Collection Mettingen, 2014, Installationsfoto: Norbert Miguletz
NEUE HEIMAT, Berlinische Galerie Museum für Moderne Kunst, Berlin, 2007

Ankern

06:12 min videoloop, 2007
video installation with sound, projection

selected venues:
Berlinische Galerie Berlin / Draiflessen Collection Mettingen / Legal Art Miami


"Ankern" beschreibt Heimat als einen Zustand zwischen Zuflucht und Aufbruch.
Die Videoinstallation entstand anlässlich einer Ausstellung in der Berlinischen Galerie zum Thema "Heimat", die zeitgenössische künstlerische Positionen zum Thema vorstellte.

"Ankern" describes "homeland" as a state between refuge and departure.
The video installation was produced for a group show at Berlinische Galerie in 2007. The exhibition deals with the term of "home" and its artistic interpretations.

Presse: Kunstforum International Band 189

Der Anker steht in der christlichen Ikonographie für die drei Kardinaltugenden Glaube, „fides“, Hoffnung, „spes“ und Liebe, „amor“. In einer abgründigen, abgefallenen Welt, in der der Mensch schutzlos und unbehaust sein Dasein fristet, bieten sie Festigkeit gegen jedes Unbill und Leid. Der Seelenanker liegt in den Bildern des Romantikers Caspar David Friedrich darum auch gewichtig an Land.
In ANKERN wird er dagegen munter geworfen, er sucht den Grund, wird gelichtet und wieder geworfen. Gezeigt wird dies jedoch nicht in der bloßen Wiederholung, sondern in verschieden nuancierten Perspektiven: Da ist einmal das harte Eintauchen in das fremde, unheimliche Element, das Nachziehen der Kette, mit der der Anker nach oben, zu uns verbunden ist, das dumpfe Aufschlagen auf den sandigen Grund. In einer weiteren Sequenz dominiert die geräuschvolle Stille und Schwerelosigkeit des Wassers, das die volle Schönheit von Azur bis Smaragd vorführt. In einer der Bilderfolgen wird der Anker mehrmals hintereinander versenkt. Fast aggressiv sinkt er ab und stößt auf den Grund, um zum Schluss friedlich wieder gelichtet zu werden, als wollte das Lebensschiff, das wir nicht zu sehen bekommen, gar nicht vor Anker gehen, als bestünde das Leben, der Halt, gerade darin, den Anker einmal einzutauchen, mit ihm den Grund zu prüfen, um gleich wieder in See zu stechen.
Text: Max Glauner

The anchor is an ancient symbol of calm, of rest and refuge in stormy waters, and also amidst the confusions of human life. In Christian iconography, it stands for the three cardinal virtues of faith, hope and charity, which offer people firm support as they face the world unprotected and homeless. But anchors are dropped and raised again. A ship travels constantly, entering safe harbour for a short time only. The search for distant, unknown shores - and a thirst for adventure, too – leads it through deep, sometimes unfathomable channels, from one place of anchorage to the next. At the same time, therefore, the anchor is a metaphor of the vagrant, restless nature of the ship of life as it sets out repeatedly - although it remains invisible to us in the video. Slow and abrupt movements alternate, as if a latent threat was driving the ship onward unremittingly, far from its home port.

Text by Anne Haun, Berlinische Galerie